Bildungsförderungen im Überblick

Marvin Bauch

Die digitale Transformation ist ein Treiber für die Nachfrage nach neuen Kompetenzen

Digitalisierung ist das Modewort der letzten Jahre. Es geht auf die digitale Revolution zurück, die sich seit Anfang der 90er Jahre in der Industrie vollzieht. Dieser Wandel wurde durch technologische Durchbrüche auf verschiedenen Ebenen der Informationstechnologie in den letzten Jahren stark beschleunigt. Zu diesen Durchbrüchen gehören immer schnellere und kleinere Mikroprozessoren sowie neue Technologien wie Blockchain und künstliche Intelligenz. In den nächsten Jahren wird es entscheidend sein, diese neuen Technologien zu nutzen, damit ein Unternehmen überleben kann. Daraus resultiert ein Bedarf nach neuen Fachkräften, neuem Knowhow und insbesondere auch nach Fachkräften mit hohem Anpassungspotential seitens neuer, zukünftiger Entwicklungen.

Neben der digitalen Transformation treiben aber noch andere Entwicklungen die Nachfrage nach Bildung: Die Demographie beispielsweise. Politische Veränderungen. Eigene Vorlieben. Die Ausbildung der Eltern. Der Wohnort. Diese Aufzählung könnte man nahezu endlos fortsetzen. Der Kern dabei ist: Bildung ist ein sehr wichtiges Gut, in welches schon von Beginn an, im Kindesalter, ohne Kompromisse investiert werden sollte: Sowohl in der Kita als auch in der Schule, in der Berufsausbildung, im Studium oder auch später in Fortbildungen und Online-Weiterbildungen. In Deutschland ist das im Vergleich zu anderen Ländern zwar finanziell einfacher zu bewerkstelligen – aber es ist dennoch nicht selbstverständlich und erst recht nicht kostenfrei:

Bildung ist auch in Deutschland nicht kostenlos

Der Bildungsweg eines Menschen in Deutschland beginnt vor dem Kindergarten. Es folgen in der Regel die Kita, die Grundschule sowie eine weiterführende Schule. Der erste große Schritt zum Beruf ist für die meisten dann mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder einem Studium erstmal getan – bis neue Herausforderungen kommen und eventuell die erste Weiterbildung oder gar Umschulung ansteht. All diese Maßnahmen kosten Geld.

Trotz familienfördernder Unterstützungen, welche in den nächsten Abschnitten näher erläutert werden, haben Familien teilweise große finanzielle Sorgen. Hohe Mietausgaben inkl. Nebenkosten, Kosten für Strom und die steigende Inflation, die praktisch sämtliche Produkte des Alltags teurer macht – vom Frischkäse bis hin zum Eintritt für den Europapark - belasten Familien sehr. Manches davon bildet kleine Teufelskreise: Eltern reagieren auf steigende Kosten mit Nebenjobs oder mit längeren Arbeitszeiten, was dann wiederum zu höheren Kosten beispielsweise für die Nachmittagsbetreuung der Kinder oder für Nachhilfe führt.

Dem Nachwuchs Bildung ermöglichen: Bildungsförderungen

Die Kosten für Bildung sind in Deutschland zwar niedriger als außerhalb der EU oder in manch anderem EU-Land – aber dennoch sind sie existent. Seitens des Staates hat man die daraus resultierenden Probleme erkannt und bietet entsprechende finanzielle Hilfen speziell für Bildungsmaßnahmen an. Kindergeld oder Waisenrente sind im Folgenden daher nicht aufgeführt, auch wenn diese dazu natürlich verwendet werden können. Ein Überblick:

Förderungen zur Zeit der Kita und Schulbildung

Für die erste Zeit, das heißt für die Kita und die Schule sowie die weiterführende Schule, gibt es diverse Fördermaßnahmen. Besonders interessant ist hier eine Gebührenbefreiung oder -ermäßigung für den Kita-Bereich. Für diese können sich Eltern beim örtlichen Jugendamt melden. Alternativ existieren Maßnahmen wie Kindergeldzuschläge oder Kinderbetreuungskostenzuschläge für unübliche Betreuungszeiten.

Eltern, die Kinderzuschlag, Leistungen nach dem SGB II oder Wohngeld beziehen, sind seit 2019 vollständig von den Kita-Gebühren befreit. Sie müssen keine Beiträge mehr bezahlen. Grundlage dafür ist das Starke-Familien-Gesetz, welches den Kinderzuschlag neugestaltet und die Leistungen für Bildung und Teilhabe verbessert.

Im Bereich der Kindertagesstäten übernehmen einige Bundesländer die Kita-Gebühren mittlerweile sogar teilweise oder vollständig, was für Familien eine große Entlastung darstellt. In welchen Bundesländern und unter welchen Kriterien eine Kita-Befreiung gilt, können sich Eltern auf der Seite des Deutschen Bildungsservers informieren.

Für die Schulbildung (Grundschule und weiterführende Schule) werden Eltern trotz Schulpflicht und Gebührenfreiheit zwar weniger belastet – aber Klassenfahrten, Schulmaterial oder Ausflüge stellen dennoch hohe und plötzliche finanzielle Anforderungen. Für diese gibt es seitens der Schulen über angeschlossene Fördervereine eventuell Mittel für eine zumindest anteilige Kostenübernahme: Eltern sollten sich dafür mit den zuständigen Lehr- bzw. Fachkräften in Verbindung setzen.

Auch im schulischen Bereich beinhaltet das Starke-Kinder-Gesetz Möglichkeiten, Eltern und ihre Kinder zum Beispiel über Schulstarterpakete oder bezuschusste Lernförderung zu unterstützen.

Zudem gibt es das Schüler-Bafög, dass man unter bestimmten Kriterien beantragen kann.  Als Voraussetzung muss man an einer allgemeinbildenden Schule mindestens die 10. Klasse besuchen und, neben weiteren Kriterien, auf eine förderfähige Schule gehen.

Förderung einer Berufsausbildung

Nach der Schule folgt die Berufsausbildung. Auszubildende erhalten ein Gehalt und haben daher nicht sehr viele Möglichkeiten einer finanziellen Förderung speziell für die Bildungsmaßnahme. Instrumente wie Wohngeld oder ähnliches können natürlich dennoch in Anspruch genommen werden. Außerdem gibt es für die Meisterlehre nach abgeschlossener Ausbildung das sogenannte Aufstiegs-BaföG, früher bekannt als Meister-BaföG, sowie besondere Programme von lokalen Stiftungen, Vereinen oder Unternehmen. Für Eltern ist die Berufsausbildung ihrer Kinder meist finanziell am wenigsten belastend:

Wohngeld

Wohngeld ist eine staatliche Förderung in Deutschland, die dazu dient, die Belastungen durch Miet- oder Wohnkosten für Personen mit geringem Einkommen oder geringem Vermögen zu mindern. Es kann sowohl von Mieter:innen als auch von Eigentümer:innen beantragt werden. Wohngeld wird auf der Grundlage des Einkommens, der Wohnfläche und der Anzahl der im Haushalt lebenden Personen berechnet. Hier geht es direkt zum Wohngeld-Rechner 2023.

Aufstiegs-BaföG (früher bekannt als Meister-BaföG)

Das Meister-BaföG ist eine staatliche Förderung in Deutschland für Personen, die einen Meister-Abschluss in einem anerkannten Handwerksberuf machen möchten. Es ermöglicht es den Teilnehmenden, eine Meisterprüfung finanziell abzusichern, indem es einen Teil der Lehrgangs- und Prüfungskosten übernimmt. Hier gibt es weitere Informationen.

Förderung, Finanzierung eines Studiums

Das BaföG wiederum ist für viele, die sich nach der Schule (oder Ausbildung) für ein Studium entscheiden, die wichtigste Fördermaßnahme seitens des Staats. Die Eltern spielen hier wieder eine wichtige Rolle, da sich das BaföG nach dem Einkommen derer bemisst – und die Eltern umgekehrt zum Unterhalt des Kindes verpflichtet sind. Auch in diesem Bereich können Belastungen entstehen, besonders wenn das Kind nicht mehr zu Hause wohnt.

BaföG für Studierende

Das BaföG (Bundesausbildungsförderungsgesetz) ist ein Gesetz, das die Förderung von Ausbildung und Studium regelt. Es bietet Studierenden und Auszubildenden eine monatliche finanzielle Unterstützung sowie zinsgünstige Darlehen. Die Höhe der Förderung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. Einkommen und Vermögen der Eltern, Ausbildungsstatus und Studienfach. Hier gibt es weitere Infos.

Stipendien

Ein Stipendium ist eine finanzielle Förderung, die an Studierende oder Auszubildende vergeben wird, um ihnen den Besuch einer Hochschule oder einer beruflichen Schule zu ermöglichen. Stipendien können von verschiedenen Institutionen und Stiftungen, wie z.B. von Unternehmen, Hochschulen, Regierungen oder gemeinnützigen Organisationen vergeben werden. Sie sind in der Regel an bestimmte Bedingungen wie gute Noten, besondere Leistungen oder soziales Engagement gebunden. Für bestimmte Berufsgruppen sind auch Stipendien üblich, die nach der eigentlichen Ausbildung greifen und den Berufseinstieg erleichtern – beispielsweise in der Kunstbranche. Über Stipendien informieren sich Eltern bzw. Auszubildende auf Grund der überaus großen Vielfalt möglicher Kostenträger und Organisationen idealerweise direkt in der entsprechenden Einrichtung. Ein besonders bekanntes und deutschlandweit geltendes Stipendium ist für Studierende beispielsweise das Deutschlandstipendium.

Es gibt aber auch Stipendien, die an eine bestimmte Hochschule, eine Region oder auch eine bestimmte Zeit gebunden sind – daher ist der Kontakt mit der Einrichtung in diesem Fall sehr wichtig.

Finanzieller Support nach dem Berufsabschluss: Bildungsgutschein

Der technologische und gesellschaftliche Fortschritt hört nach der Erstausbildung nicht auf: Er wird auch weiterhin eine Verschiebung der Nachfrage nach Wissen mit sich bringen. Einige halten damit nicht Schritt: Plötzlich sind Arbeitsplätze gefährdet. Wenn dann noch finanzielle Verpflichtungen zu erfüllen sind, ist der Bedarf nach finanzieller Unterstützung hoch. Der Bildungsgutschein kann die zusätzliche Ausbildung, Umschulung oder Weiterbildung finanzieren, um jedem Menschen eine Chance auf eine Karriere zu geben und seine Bedeutung für den Arbeitgeber zu erhöhen.

Ein Bildungsgutschein ist ein Gutschein, der von einem Jobcenter oder von der Agentur für Arbeit ausgestellt wird und der es ermöglicht, eine berufliche Weiterbildung zu finanzieren. Diese Gutscheine können bei anerkannten Bildungsträgern eingelöst werden und decken die Kosten für Lehrmaterial, Prüfungen und eventuell auch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung während der Weiterbildung. Interessierte finden hier weitere Infos: arbeitsagentur.de (Bildungsgutschein)

Die Bundesregierung hat den Bildungsgutschein entwickelt, um Weiterbildung und Umschulung im fortgeschrittenen Alter, in der Regel nach der Erstausbildung, gezielt zu fördern. Der Gutschein wird vom Jobcenter oder der Agentur für Arbeit genehmigt und garantiert die Übernahme der Bildungskosten. Der Bildungsgutschein deckt folgende Bereiche ab:

• Fahrtkosten
• ggf. Kosten für die Unterkunft
• Seminar- und Kurskosten
• Verpflegungskosten, wenn die Ausbildung außer Haus stattfindet
• Kinderbetreuungskosten für alle Kinder

Zusammenfassung

Der Bedarf nach Bildung ist in Deutschland so groß wie nie – immer mehr junge Menschen studieren, immer schneller entwickeln sich Technologien, immer neues Wissen ist gefragt: Dauerhaftes Lernen wird zum Standard, auch nach dem Berufsleben, beispielsweise über Online Umschulungen oder Weiterbildungen. Immerhin bestehen dann meist weniger finanzielle Probleme – diese sind zu Beginn des Bildungswegs und während der Erstausbildung stattdessen besonders präsent: Finanziell sorgt die Ausbildung schon ab dem Kindergarten, aber auch mit dem Studium und später im Berufsleben daher für einen hohen finanziellen Bedarf. Mit Maßnahmen wie einer Gebührenbefreiung für die Kita, Kostenübernahme von Klassenfahrten, BaföG und Bildungsgutschein das finanziell unterstützt werden. Hinzu kommen Programme von privaten Trägern, Stiftungen, Vereinen oder Unternehmen (Stipendien, Preise, …) ebenso wie allgemeine finanzielle Förderungen (Kindergeld, Wohngeld, …), die Familien und deren Nachwuchs bei Bedarf in Anspruch nehmen können.

Quellen

• https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/studiengebuehren-in-der-eu-was-kostet-studieren-wo-a-855235.html
• https://www.educations.de/articles-and-advice/cheapest-countries-to-study-in-europe-22360

Autor

Marvin Bauch ist Ingenieur und Designer. Er hat eine Ausbildung in den Fachbereichen Informatik sowie Maschinenbau und hat sich bereits im Studium selbstständig gemacht, seit 2022 mit dem Studio Blaupause: In dieser Produkt- und Ideenschmiede widmen sich er und andere Selbstständige der Kunst- und Objektfertigung und dem Prototyping – sowohl als Service für Dritte, als auch für eigene Ideen.

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eingestellt am 18. Juli 2023