Wer früh liest, wird später schlau: Warum es so wichtig ist, dass Eltern vorlesen

Sabine Bonewitz
Bonewitz Foto Stiftung Lesen

Damit ihre Kinder einen großen Sprachschatz entwickeln und schnell flüssig Lesen lernen, sollten Eltern ihnen regelmäßig vorlesen. Doch es gibt weitere Gründe, warum dieses Ritual so wichtig für eine positive Entwicklung der Kleinen ist.

Bereits in frühester Kindheit wird das Fundament für spätere Bildungschancen gelegt, für die Lesen und Schreiben unverzichtbare Schlüsselkompetenzen sind. Schon kleine Kinder bringen die besten Voraussetzungen mit, um später begeisterte Leser zu werden. Ihre Neugierde, Abenteuerlust und Wissbegierde sind die wichtigsten Eigenschaften, um sich Zugänge zu diesen Kompetenzen zu erschließen.
Wenn Eltern selbst lesen, in der Zeitung blättern und Büchern einen festen Platz im Alltag einräumen, werden Kinder das ganz unwillkürlich übernehmen und nachmachen. Und wer mit Spaß schon früh die spannende Welt der Geschichten entdeckt, wird meist viel leichter Zugang zum Lesen finden.

Eltern können die „Weltentdecker-Lust“ ihrer Kinder fördern, indem sie das Vorlesen und Erzählen in ihren Familienalltag integrieren. Wer mit Spaß schon früh die spannende Welt der Geschichten entdeckt, wird meist viel leichter Zugang zum Lesen finden.

Konzentrationsfähigkeit wird gestärkt

Seit den 1990er-Jahren haben Neurologen immer wieder nachgewiesen, wie wichtig frühe Förderung ist. Denn durch positive Anreize wird die Ausbildung des Gehirns aktiviert und seine Leistungsfähigkeit gesteigert. Das Vorlesen, Bilderbuch-Betrachten und Erzählen sind ein idealer Weg, um die kognitive und sprachliche Entwicklung von Kleinkindern optimal zu begleiten.

Kleine Kinder nehmen Bilderbücher mit all ihren Sinnen wahr, sie begreifen sie im wahrsten Sinn des Wortes. Dabei ist besonders wichtig, dass der Vorleser – ob nun Eltern, Großeltern oder ältere Geschwister – das, was auf den Seiten zu sehen ist, sprachlich begleitet, erzählt was zu sehen ist und die Geschichte langsam und packend vorliest.

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Über dieses dialogische Kommunizieren lernt das kleine Kind die Melodie und den Rhythmus der Sprache kennen. Das Vorlesen steigert die Konzentrationsfähigkeit, stärkt das Einfühlungsvermögen und fördert die Fantasie des Kindes.

Hilfe für Kinder, denen nur wenig vorgelesen wird

Die Vorlesestudien, die die Stiftung Lesen jährlich initiiert zeigen, dass Vorlesen nachweislich bedeutsam ist für die sprachliche Entwicklung von Kindern. Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, zeigen oft bessere schulische Leistungen wie auch in ihrer Persönlichkeits­entwicklung und entfalten in besonderem Maße soziale Kompetenzen wie Empathie, Verant­wortungsgefühl und Gerechtigkeitssinn.
 

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In der Summe bildet das Vorlesen einen zentralen Bau­stein für eine gute ganzheitliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Um möglichst viele Familien auf die Bedeutung der frühkindlichen Leseförderung aufmerksam zu machen und sie mit praktischen Alltagstipps zu unterstützen, führt die Stiftung Lesen im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für weitere Produkt-Informationen! das bundesweite Programm „Lesestart“ durch. Das Initiative zielt insbesondere auf Kinder ab, denen wenig vorgelesen wird.

Fördert Geborgenheit und Vertrauen

Gerade vor dem Hintergrund sich ändernder Familienstrukturen und immer größeren Alltagsstresses hat das Vorlesen aber eine große Bedeutung für die familiäre Kommunikation, denn es ist Anlass für Gespräche zwischen Eltern und Kind.

Es bietet Kindern Raum, Fragen zu stellen und hilft Eltern, passende Antworten und Erklärungen zu finden. Zudem schafft es eine Atmosphäre von Vertrauen und Geborgenheit, die sich den Kindern nachhaltig einprägt.

Damit das gemeinsame Vorlesen zu einem echten Vergnügen wird, gibt es ein paar ganz einfache Tipps:

  1. Suchen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind einen gemütlichen, ruhigen Ort aus.
  2. Wählen Sie einen günstigen Moment, in dem wirklich Zeit ist, sich ganz auf ihr Kind einzulassen, zum Beispiel abends vor dem Zubettgehen.
  3. Wichtig ist, dass Sie als Vorleser Geduld mit ihren jungen Zuhörern haben und auf Zwischenfragen eingehen.
  4. Besonders gerne hören Kinder Geschichten, die an ihren Interessen anknüpfen, an dem was sie gerade beschäftigt.
  5. Eine große Auswahl an Bilder- und Kinderbüchern finden Sie in Ihrer Bibliothek vor Ort oder im Buchhandel.
  6. Zu vielen Kinderbüchern gibt es mittlerweile Apps, die zusätzliche Leseanreize schaffen. Grundsätzlich ist Vorlesen nicht zwangsläufig an das gedruckte Buch gebunden, sondern kann mit unterschiedlichen Medien und Formaten stattfinden – wichtig ist das gemeinsame Erlebnis.
  7. Ganz wichtig ist, dass Vorlesen allen Beteiligten Spaß macht und keine Pflichtveranstaltung ist.

Weitere Tipps finden Eltern auch hier.

Weitere Beiträge der Autorin hier in unserem Familienhandbuch

Autorin

Sabine Bonewitz ist Leiterin des Programmbereichs Familie der Stiftung Lesen.

Quelle

Dieser Beitrag ist am 29.08.2016 auf Focus Online erschienen und wird hier mit freundlicher Genehmigung des Verlags übernommen.

eingestellt am 19. Oktober 2016