Paten als wichtige Begleiter für Kinder – nicht nur in religiöser Hinsicht

Ingrid Leifgen

Leifgen Ingrid

Paten bringen ihrem Patenkind Interesse entgegen und sind dadurch schon eine Stütze im Kinderleben. Damit es gut läuft, sollten Eltern und Paten früh ihre Erwartungen klären.

Bei der Taufe legen die Paten stellvertretend für ein Kind das Glaubensbekenntnis ab. Sie bezeugen die Aufnahme des Täuflings in die Kirche und sollen der jungen Familie bei der religiösen Erziehung zur Seite stehen. Standhaft im Glauben sollten sie deshalb sein, so jedenfalls wollen es die christlichen Kirchen. Tatsächlich aber ist die „Institutionalisierung von Kontakten“ für viele Eltern heute das wichtigste Motiv für die Patenwahl, erklärt die katholische Theologin Christiane Bundschuh-Schramm. „Patenschaft gilt heute als Auszeichnung und Freundschaftsbeweis für die Paten und als eine Absicherung des Kindes im Falle eines Unglücks“, meint auch ihr evangelischer Kollege Reinhard Mawick. Mütter und Väter erwarten von den Paten vor allem, dass sie ihrem Kind besonderes Wohlwollen entgegenbringen und ihm zuverlässige Begleiter sind. Deshalb wählen sie aus Familie oder Freundeskreis Menschen, die ihnen selbst am Herzen liegen. Durch die Patenwahl, so hoffen viele, wird sich auch die Beziehung unter den Erwachsenen festigen.

Patinnen und Paten empfinden es in der Regel als Ehre, wenn ihnen die Rolle angetragen wird, aber auch als Verpflichtung. Sie bemühen sich um ihr Patenkind, indem sie auf die eine oder andere Weise für Kontakt sorgen. Beschränkt sich der bei den einen auf Geschenke zum Geburtstag und zu Weihnachten, beteiligen sich andere an der Betreuung der Kinder, besuchen sie regelmäßig oder laden sie zu Unternehmungen ein.

Einem Kind beständigen Kontakt außerhalb der Familie anzubieten, darin sieht Johannes Böhnke die Hauptaufgabe von Paten. „Verlässlichkeit ist immer die Grundlage, dass sich Vertrauen bildet“, so der Sozialpädagoge und Referent für Familienberatungsstellen im Erzbistum Köln. Im besten Fall ist dann der Pate oder die Patin eine Person, an die ein Kind sich auch in einer Krise wendet, die vielleicht sogar vermittelt, wenn es in der Pubertät mit den Eltern kracht. „Allein ihre Existenz kann stabilisierend wirken“, meint die Theologin Bundschuh-Schramm. Als verlässliche Begleiter sind Paten manchmal ihr Leben lang gefragt. Auch die längst erwachsenen Paten“kinder“ wenden sich mit kritischen Themen mitunter lieber an erfahrene Menschen, die zwar vertraut aber weniger nahe stehend sind, als die Eltern.

Paten aus der Familie oder lieber aus dem Freundeskreis?

Eine Garantie für den Bestand der Erwachsenenfreundschaften kann eine Patenschaft aber nicht bieten. Bei Paten, die der Familie angehören, ist die Gefahr geringer, dass sie einfach so verschwinden, meint Christiane Bundschuh-Schramm, weil die Beziehungen auch bei Konflikten nicht gleich abgebrochen werden. Institutionalisierte Treffen zu Familienfesten sorgen zudem dafür, dass Patenkind und Paten sich regelmäßig sehen. Johannes Böhnke hingegen hebt die Vorzüge außerfamiliärer Paten hervor: „Innerhalb der Familie schwelen manchmal noch alte Konflikte“, sagt er. Die können das Klima zwischen Paten und Eltern, dann auch zwischen Paten und Kindern negativ beeinflussen. „Freunde teilen diese Familiengeschichte nicht, sie sind neutraler“, so Böhnke. In jedem Fall, rät Christiane Bundschuh-Schramm, sollten Eltern und potentielle Paten im Vorfeld klären, was sie voneinander erwarten. Das hilft Missverständnisse und Enttäuschungen zu vermeiden. „Keinesfalls sollten Paten als Besserwisser auftreten“, rät Johannes Böhnke. Die Erziehung bleibt allemal Elternsache, da sind die Paten außen vor, selbst dann, wenn ihnen etwas nicht passt.

Paten und Patenkinder, soviel ist festzuhalten, können sich gegenseitig und das Leben ihrer Familien bereichern, nicht nur im religiösen Sinne. Auch Eltern, für die eine Taufe nicht in Frage kommt, müssen auf die stabilisierende Funktion institutionalisierter Begleiter keineswegs verzichten. Warum nicht einen oder mehrere Erwachsene zu „Paten“ eines Kindes bestimmen und ein eigenes Ritual entwickeln, um die besondere Verbindung zu dokumentieren? Auch ohne den religiösen Bezug kann so ein Samen gelegt werden, aus dem sich vielleicht eine wunderbare Beziehung zwischen „Patenkind“ und „Paten“ entwickelt.

So sehen es die Kirchen

Wer keiner Kirche angehört, wird deshalb weder von der katholischen, noch von der evangelischen Kirche als Pate akzeptiert. Dabei reicht beiden Konfession eine einzige Person als Pate oder Patin aus, ihr Geschlecht spielt keine Rolle. Bei den Katholiken muss diese Person katholisch sein, mehr als zwei Paten sind nicht erlaubt. Wählen katholische Eltern als zweite oder weitere Begleiter Menschen aus, die evangelisch oder konfessionslos sind, so gelten diese nicht als vollwertige Paten, sondern lediglich als Taufzeugen. Eine ökumenische Taufe gibt es nicht. Auch die evangelische Kirche sieht in der Patenschaft ein Kirchenamt: „Patin oder Pate kann sein, wer der evangelischen Kirche angehört und zum Abendmahl zugelassen ist“, heißt es kurz und knapp in einer Mitteilung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In der Praxis handhaben die einzelnen Landeskirchen und Gemeinden die Zulassung jedoch liberaler. So bestehen sie nicht unbedingt darauf, dass die Paten konfirmiert sein müssen und akzeptieren in Ausnahmefällen sogar ein Mitglied einer anderen, von ihr anerkannten, christlichen Kirche. Paten müssen mindestens 16 Jahre alt sein.

Weitere Beiträge der Autorin hier in unserem Familienhandbuch

Autorin

Ingrid Leifgen ist freie Journalistin und Autorin mit dem Schwerpunkt Familie und Erziehung. Sie hat drei Kinder.

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Erstellt am 15. Juni 2012, zuletzt geändert am 25. Juli 2013

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