Häusliche Gewalt

Häusliche Gewalt beginnt nicht erst mit Schlägen, sondern der Tatbestand ist bereits erfüllt, wenn das Ganze psychischen Charakter besitzt. Gerade in Zeiten von Corona hat die Quote der häuslichen Gewalt drastisch zugenommen. Die Ursachen sind dabei sehr unterschiedlich, genauso wie die Auswirkungen. Doch wo können sich Betroffene Hilfe holen?

Für gewöhnlich ist das eigene Zuhause ein sicherer Ort, an dem man kein Unheil erwarten sollte. Leider wird es für manche zur persönlichen Hölle, wenn der Partner damit beginnt, handgreiflich zu werden oder einen psychisch unter Druck setzt. Entscheidend sind dabei jedoch nicht die eigenen vier Wände, sondern dass zwischen den Parteien eine Partner- oder Lebensgemeinschaft besteht. Denn Formen wie zum Beispiel die verbale Gewalt gegenüber dem Partner kann auch beim generischen Einkauf im Supermarkt stattfinden.

Frauen sind nicht immer betroffen

Viele Menschen denken nach wie vor, dass der Täter grundsätzlich der Mann ist, doch das stimmt so nicht. Neben Frauen sind es auch oftmals Männer, die zum Opfer werden. Sie sprechen lediglich nicht offen darüber, weil sie sich dafür schämen, in eine solche Situation geraten zu sein. Denn auch heute noch ist der Mann in der Beziehung immer der Fels in der Brandung, dem nichts etwas anhaben kann. Nicht viele Männer sind bereit dazu, das Bild ihrer Stärke angreifbar erscheinen zu lassen.

Genauso gut können jedoch auch Kinder zu denjenigen werden, die unter dem Aggressor zu leiden haben. Bei Kindern erlangt die häusliche Gewalt zudem eine ganz andere Qualität. Denn sie sind von ihren Eltern abhängig und können sich in der Regel nicht eigenständig aus ihrer Lage befreien. Viele Kinder ziehen sich zurück, ertragen es und erleiden dadurch schwerwiegende seelische Schäden.

Ursachen und Auswirkungen

Natürlich fragt man sich stets, wie es zu einem solchen Zustand kommt. Häufig beginnt es mit Kleinigkeiten. In Zeiten von Corona hat das Thema häusliche Gewalt noch weiter an Bedeutung gewonnen, denn die Ursache liegt hier praktisch auf der Hand: Kontaktbeschränkungen, die Menschen sind öfter zu Hause und können sich nicht aus dem Weg gehen. Als weiterer Auslöser kommt die Angst um einen Machtverlust infrage, sowie verletzter Stolz. Die gegenseitige Abhängigkeit führt dabei auf lange Sicht zu einem einseitigen Machtspiel des Täters. Leider sind auch Alkohol und Drogen nicht selten Bestandteil des Ganzen.

In vielen Fällen gibt es sogenannte Spitzen, in denen die Situation ausweglos erscheint, während andere Zeiten von Ruhe und Harmonie gekennzeichnet sind. Die Opfer erleiden auf Dauer psychische Problemen. Dabei lassen sich die Entwicklung von Depressionen und Ängsten in den Vordergrund rücken. Beide Erkrankungen sind ausgesprochen typisch. Viele von ihnen nehmen nicht mehr am regulären Leben teil, weil sie gegenüber anderen keine Erklärung für mögliche Verletzungen der Auseinandersetzungen mehr haben.

Dazu kommt die Frage der Schuld. Opfer haben jedoch im Rahmen häuslicher Gewalt keinerlei Schuld. Der Täter hingegen entscheidet sich stets bewusst zur Machtausübung.

Bemerkenswert dabei ist auch, dass das Thema häusliche Gewalt keine Sache der Unterschicht ist. Das Einkommen spielt dabei keine Rolle, ebenso wenig wie das Alter, die Nationalität oder Kultur.

Welche Tatbestände liegen vor?

Zur häuslichen Gewalt gehört, wie bereits erwähnt, nicht nur die körperliche Gewalt. Doch welche Tatbestände lassen sich ganz klar dazu zählen?

  • Nötigung
  • Beleidigung
  • Körperverletzung
  • Stalking
  • Freiheitsberaubung
  • Sexueller Missbrauch sowie Vergewaltigung
  • Totschlag
  • Mord

Spätestens bei Totschlag und Mord sollte jedem klar sein, dass es sich nicht um eine Privatangelegenheit handelt und ganz klar eine Reaktion erfordert. Doch auch die anderen erwähnten Straftatbestände stellen sogenannte Offizialdelikte dar, die immer rechtlich verfolgt werden müssen, sofern man sie anzeigt. Das schließt auch die Meldung eines Nachbarn bei der Polizei ein, sofern dieser einen Verdacht hegt.

Wie finden Opfer Hilfe?

Opfer haben mehrere Möglichkeiten, um möglichst schnell Hilfe zu erlangen. In erster Linie ist es wichtig, einen Notruf bei der Polizei abzusetzen und den Täter gegebenenfalls sogar umgehend anzuzeigen. Nur dann kann die Polizei auch etwas gegen ihn unternehmen.

Jedes Opfer sollte zudem schon vorher genauestens dokumentieren, was passiert ist. Dabei ist nicht nur wichtig, die Einzelheiten zur Tat aufzuschreiben, sondern ebenso Datum und Uhrzeit zu notieren. Ein Arzt ist in der Lage dazu, Verletzungen zu attestieren. Fotos helfen bei der späteren Beweisführung, sofern das Opfer Strafanzeige stellt.

Soforthilfe erlangen Opfer in sogenannten Frauenhäusern, wo sie problemlos (auch mit ihren Kindern) einen angemessenen Schutz finden. Hier erhalten sie außerdem Ratschläge, wie sie weiter vorgehen sollten. Ferner gibt es spezielle Beratungs- und Interventionsstellen, deren Telefonnummern man im Internet findet. Sie helfen ebenfalls weiter.

Tipp: Es ist immer sinnvoll, jemand Außenstehenden einzubeziehen, dem man vertraut. Von ihnen bekommt man, wenn nötig, Hilfe für alle weiteren Schritte und auch seelischen Beistand.

Weitere Informationen zum Thema

Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" 08000 116 016

Quelle

Verlag für Rechtsjournalismus

eingestellt am 03.März 2022

Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz
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