Qualitätsanforderungen für Elternkurse
Dr. Yvonne von Wulfen und Ronja Born
Alle Eltern wissen, dass Elternschaft sehr schön und beglückend, aber nicht immer einfach ist. Oft kann die Erziehung von Kindern auch anstrengend und frustrierend sein. Glückliche, gesunde und anpassungsfähige Kinder in einer liebevollen Umgebung großzuziehen, stellt für alle Eltern eine große Herausforderung dar, für die manchmal ein guter Rat hilfreich wäre. “Die richtige Erziehung” gibt es nicht. Eltern entscheiden, welche Werte, Fähigkeiten und Verhaltensweisen sie bei Ihrem Kind fördern möchten und wie sie auf das Verhalten Ihres Kindes reagieren.
Viele Fragen der Erziehung werden rege erforscht. Leider finden nicht alle wissenschaftlich belegten Erkenntnisse und Hilfen in der Erziehung den Weg bis in die Praxis.
Auf der anderen Seite gibt es eine breite Palette an Erziehungsratgebern und Beratungsangeboten, die nicht in Bezug auf ihre Wirksamkeit und Umsetzbarkeit oder auch auf die Frage, wie zufrieden Eltern mit diesen Angeboten und Tipps sind, untersucht wurden. Gerade in einem so wichtigen Bereich wie der Erziehung und Entwicklung von Kindern ist überprüfte Qualität jedoch von besonderer Bedeutung.
Eltern sollten wissen, was sie erwartet, wenn sie darüber nachdenken, ob ein Elternkurs für sie das Richtige ist.
Zum Glück gibt es einige Entscheidungshilfen:
In Deutschland gibt es seit einiger Zeit die „Grüne Liste Prävention“, die nach dem Vorbild der Niederlande und der USA Präventionsprogramme in Bezug auf ihre Wirksamkeit beurteilt und in drei Kategorien einteilt. Hier finden Sie eine alphabetische Auflistung aller empfohlenen Programme.
Das Buch “Kinder richtig erziehen – aber wie? Eine Auseinandersetzung mit bekannten Erziehungsratgebern” bietet Eltern und Fachleuten einen umfassenden Überblick über Inhalt und Wirksamkeit der bekanntesten Erziehungsratgeber.
Vielleicht können auch die folgenden Leitfragen eine Hilfe bei der Auswahl eines Angebots sein.
Welcher Kurs ist der richtige?
Bei der Wahl eines Elternkurses sollten Sie darauf achten, dass es sich um einen anerkannten und wissenschaftlich begleiteten Kurs handelt. Fragen Sie Ihren Trainer/ Berater danach oder schauen Sie auf der „Grünen Liste Prävention“ nach.
Wer führt den Kurs durch?
Elterntrainer sollten speziell dafür ausgebildet und geprüft sein, um Ihnen verständliches Wissen rund um die Entwicklung und Erziehung von Kindern nahezubringen. Es reicht nicht aus, selbst Kinder zu haben – sonst wären ja alle Eltern auch gleichzeitig Elterntrainer und niemand bräuchte mehr einen Kurs zu besuchen.
Liefert der Kurs konkrete, praktische Tipps?
Je konkreter eine Erziehungsfertigkeit beschrieben ist, umso leichter fällt es, sie umzusetzen. Jeder wird zustimmen, wie wichtig es ist, dass Eltern ihre Kinder lieb haben – wie sie aber ihrem Kind ihre Liebe zeigen können, ist schon deutlicher schwieriger zu beantworten und kann individuell sehr unterschiedlich sein. Daher sollten Tipps in Elternkursen möglichst konkret und zugleich leicht auf die persönliche Situation der Eltern übertragbar sein.
Haben die Eltern die Gelegenheit, die vermittelten Erziehungsfertigkeiten zu üben?
Um etwas Neues zu lernen, muss man es nicht nur besprechen, sondern auch üben. Das zeigen Erfahrung (denken Sie nur ans Autofahren!) und wissenschaftliche Forschung gleichermaßen. Das Üben kann zum einen im Elternkurs selbst (in Form von Rollenspielen) oder zu Hause) stattfinden und dabei helfen, die gelernten Inhalte auf das Familienleben zu übertragen.
Welche Möglichkeit der weiteren Betreuung besteht?
Manche Eltern haben vielleicht auch nach einem Elternkurs weiterhin Schwierigkeiten und sind daher auf zusätzliche Unterstützung angewiesen. In diesem Falle sollte die Kursleitung auf weiterführende Beratungsangebote verweisen können.
Geht es um mehr als nur “Problemverhalten”?
Elternkurse sollen Eltern helfen, die Entwicklung ihrer Kinder zu fördern und mit kindlichem Verhalten in einer konstruktiven, nicht verletzenden Weise umzugehen. Ideen, wie man Kindern positive Fertigkeiten, wie z.B. soziale Kompetenzen, beibringt, gehören unbedingt dazu. Gerade diese Inhalte sind wichtig, um Schwierigkeiten vorbeugen zu können und eine gute und tragfähige Beziehung zum Kind aufzubauen. Ein Kurs, der nur Problemverhalten thematisiert, greift zu kurz.
Traue ich mich, über private Familienangelegenheiten zu sprechen?
Um optimal von einem Elternkurs zu profitieren, kann es notwendig sein, genau zu besprechen, wie Sie und Ihre Familie mit bestimmten Situationen umgehen. Manche Eltern fühlen sich dabei vielleicht unwohl. Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Falls es Ihnen unangenehm sein sollte, über Ihre Situation in einer Gruppe zu sprechen, informieren Sie sich über die Möglichkeit einer Einzelberatung.
Erfüllt der Kurs meine persönlichen Bedürfnisse?
Wenn Sie den Kurs aufgrund eines speziellen Problems aufsuchen, sprechen Sie den Trainer bereits im Vorfeld an, um abzuklären, ob der Kurs das Richtige für Sie ist. In einigen Fällen ist eine intensivere Hilfe notwendig und angebracht.
Weitere Beiträge der Autorinnen hier in unserem Familienhandbuch
Autorinnen
Dipl.-Psych. Dr. Yvonne von Wulfen & Dipl.-Psych. Ronja Born
Triple P Deutschland
Nordstraße 22
48147 Münster
Triple P–Infotelefon: 0251/518941
Erstellt am 21. Juli 2003, zuletzt geändert am 23. Juli 2013