Geburtsvorbereitung

Astrid Giesen
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Für viele Frauen, oft auch für die werdenden Väter, ist der Geburtsvorbereitungskurs ein wichtiger Bestandteil der Schwangerschaft.

Die Autorin erläutert die Aufgaben und Inhalte eines solchen Kurses.

Zudem gibt sie Informationen darüber, wo und wer Geburtstsvorbereitungskurse durchführt.

Eine Schwangerschaft ist eine besondere Zeit im Leben einer Frau. Zugleich kündigt sich eine große Veränderung im Leben eines Paares an. Die neun Monate der Schwangerschaft sind eine Zeit des Übergangs, des Wachsens und Werdens.

Es ist für alle Frauen und Paare eine Chance zur positiven Veränderung und zur Weiterentwicklung. Vor allem beim ersten Kind ist es eine von unterschiedlichen, oft sogar gegensätzlichen Gefühlen und Reaktionen beherrschte Zeit. Oft sind es Monate, in der sich Freude, Angst und Unsicherheiten abwechseln. Früher konnten junge Frauen in ihrer Familie erleben, wie Frauen mit Schwangerschaft, Geburt und Wochenbettzeit umgehen können. Heute besteht häufig große Verunsicherung und ein sehr hoher Anspruch, alles richtig machen zu wollen.

Der Geburtsvorbereitungskurs bietet ein Forum, in dem sich werdende Eltern über Gefühle, Ängste und Sorgen austauschen können. Oft stellen sie dann fest, dass es anderen Schwangeren ähnlich geht und die kleinen Wehwehchen ganz normal sind. Häufig werden Kontakte geknüpft, die durch die ersten Jahre der jungen Familie tragen.

Die Aufgabe eines Geburtsvorbereitungskurses ist es, werdende Eltern im letzten Drittel der Schwangerschaft zu begleiten, sie auf die Geburt, die Wochenbett- und Elternzeit vorzubereiten.

Inhalte eines Geburtsvorbereitungskurses sind:

1. Körperarbeit

a) Atemwahrnehmung
b) Bewegung
c) Entspannungsübungen

2. Informationsvermittlung

3. Austausch der werdenden Eltern

Ziel ist es, die Eltern zu stärken, ihren Weg im Prozess des Elternwerdens zu finden.

1. Körperarbeit

Gymnastische Übungen können schwangerschaftsbedingten Beschwerden vorbeugen und auf die Geburt vorbereiten. Körperwahrnehmung, Beckenarbeit und Rückengymnastik stehen im Vordergrund. Yoga für Schwangere verbindet neben anderen Arten der Bewegung alle Elemente zu einer ganzheitlichen Körperarbeit.

a) Atemwahrnehmung

Durch Atemwahrnehmungsübungen lernt die Frau ihre Atmung kennen und vertiefen. Durch bewusste tiefe und langsame Atmung während der Geburt werden körpereigene Schmerzmittel ausgeschüttet, die die Gebärende in einen tranceähnlichen Zustand bringen. Dies wirkt positiv auf den Geburtsprozess. Auch sichert die regelmäßige Atmung die Versorgung des Kindes mit Sauerstoff.

b) Bewegung

Übungen zur Bewegung und Haltung während der Geburt ermutigen die Eltern unter der Geburt verschiedene Bewegungen und Stellungen auszuprobieren, um die Haltung zu finden, die gut tut und günstig für den Geburtsfortschritt ist. Durch Informationen über den Geburtsmechanismus werden Eltern darauf vorbereitet, dass manchmal auch ungewöhnliche Bewegungen hilfreich sein können.

c) Entspannungsübungen

Mit verschiedenen Formen der Entspannungsübungen lernt die Schwangere Körperspannung wahrzunehmen und zu lösen. Damit kann sie während der Wehen den Spannung-Schmerz-Kreislauf positiv beeinflussen und während der Wehenpausen Kraft schöpfen.

Entspannungsübungen können auch dazu genutzt werden, in Kontakt zum Kind zu gehen. Das stärkt die Beziehung zum Kind und kann motivieren, auch während der Geburt den Kontakt zum Kind aufrecht zu erhalten und gemeinsam zu arbeiten, denn gemeinsam ist es leichter.

2. Informationvermittlung über den Ablauf der Geburt

Die Leiterin des Geburtsvorbereitungskurses informiert über den Ablauf einer normalen Geburt und welche Möglichkeiten es gibt, diesen Prozess zu unterstützen.

Sie erklärt aber auch, welche Maßnahmen getroffen werden können, wenn eine Geburt nicht normal verläuft.

Zu einem guten Geburtsvorbereitungskurs gehören auch Informationen und Aufklärung über das Wochenbett, das Stillen und die Ernährung des Säuglings, das Leben mit dem Neugeborenen, die Herausforderungen des Elternseins und die Bedeutung der Pflege der Partnerschaft.

3. Austausch der werdenden Eltern

Die Geburt eines Kindes verändert das Leben eines Paares grundlegend. Sehr hilfreich ist der Austausch untereinander, sowohl in der Schwangerschaft, als auch nach der Geburt. Zu erfahren, dass es dem anderen ähnlich geht, hilft die Höhen und Tiefen, die diese Veränderung im Leben mit sich bringen, mit Humor und Geduld zu durchleben. Häufig entwickeln sich aus einem Geburtsvorbreitungskurs Freundschaften fürs Leben.

Praktisches

Einen Geburtsvorbereitungskurs können Frauen alleine oder mit Ihrem Partner besuchen. Es gibt Frauenkurse, bei denen in der Regel 1-2 Partnerabende stattfinden und reine Paarkurse.

Eine frühzeitige Anmeldung um die 20. Schwangerschaftswoche ist sinnvoll. Ein günstiger Zeitraum für den Beginn des Geburtsvorbereitungskurses ist zwischen der 25. und 30. Schwangerschaftswoche, da die Kurse in der Regel mindestens sieben Wochen dauern. Die Krankenkasse übernimmt die Gebühr für 14 Stunden. Die Gebühr für den Partner wird von den Krankenkassen nicht übernommen und muss daher privat entrichtet werden.

Geburtsvorbereitungskurse werden von Hebammenpraxen, Familienbildungsstätten oder Geburtskliniken angeboten. Angebote sind im Internet, in Schwangerschaftsberatungsstellen beim Gesundheitsamt oder in der gynäkologischen Praxis zu finden.

Literaturempfehlungen

  • Albrecht-Engel, Ines (2010): Geburtsvorbereitung und Geburt, Beltz
  • Deutscher Hebammenverband e.V. (Hrsg.) (2011): Entspannt erleben: Babys 1. Jahr. Thieme
  • Christa van Leeuwen, Bartholomeus Maris (2002): Schwangerschaftssprechstunde. Urachhaus

Weiter Beiträge der Autorin hier in unserem Familienhandbuch

Autorin

Astrid Giesen
Bahnhofstr. 25
93047 Regensburg

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Erstellt am 11. September 2013, zuletzt geändert am 11. September 2013